Der Schlaganfall ist weltweit Todesursache Nr. 3

Der Schlaganfall hat im Grunde genommen zwei verschiedene Formen:
1. den ischämische Schlaganfall (häufiger) und
2. den hämorrhagische Schlaganfall.

Im ersten Fall wird die Blutversorgung des Gehirns plötzlich gestoppt – die Symptomatik ist dann davon abhängig, welche Gebiete des Gehirns betroffen werden. Eine plötzliche Behinderung der Blutversorgung des Gehirns entsteht normalerweise als Folge der Atherosklerose und bei Embolien. (Embolie: Im Gefäß-System bildet sich ein Blutgerinnsel, das dann mit der Strömung in das Gehirn fließt.) Als Vorsorge muss man hier die vorliegenden Risikofaktoren für die Atherosklerose beseitigen oder im Griff haben: Übergewicht, hohes Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Bewegungsmangel und Rauchen.

Im zweiten Fall platzt eine Arterie im Gehirn und es führt zu einem sog. hämorrhagischen Schlaganfall. Auch eine extreme Blutdruck-Erhöhung kann dazu führen. Manchmal ist die Ursache eine angeborene Erweiterung einer Arterie im Gehirn (Aneurysma), die dann zum Platzen einer Arterie führen kann.

Muss man wirklich bei jedem Schwindel an einen Schlaganfall denken? Oder bei einer Übelkeit?

Natürlich nicht. Aber wenn es eine schnelle Progression zeigt oder gleichzeitig auch andere Symptomen erscheinen (vor allem starke Kopfschmerzen, Sehstörung, Sprechstörung, Lähmung auf einer Körperhälfte), braucht man eine sofortige Diagnostik und Versorgung. Mit einer Magnetresonanztomographie der Gefäße geht man auf Nummer sicher, wenn mehrerer der aufgeführten Symptome zutreffen.

Kann man wirklich aus heiterem Himmel vom Schlag getroffen werden oder muss es immer eine Vorerkrankung geben?

Der hämorrhagische Schlaganfall (s. oben) meldet sich am häufigsten ohne Vorwarnung, wenn zum Beispiel eine angeborene Fehlbildung einer Arterie (Aneurysma) platziert. Hierbei kann eine vorsorgliche Darstellung der Gefäß-Arterien mittels MRT-Angiographie (Magnetresonanztomographie der Gefäße) empfohlen werden. Diese Untersuchung der modernen Radiologie erfordert keine Bestrahlung (wie z. B. die CT) und kann die Malformationen im Gehirn erkennen.
Bei anderer Form gibt es normalerweise eine (oder mehrere) Vorerkrankung, z. B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Hypercholesterinämie, die zu einer Atherosklerose führen – natürlich auch das Rauchen. Vor allem bei der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) muss man daran denken, dass diese Patienten für einen Schlaganfall gefährdet sind. (Es gibt nämlich einen statistischen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Schlaganfall.)

Sie haben einen gesunden Lebensstil? Aber jeder von uns arbeitet Mal zu viel oder trinkt gelegentlich einen über den Durst. Ist das auch schon gefährlich?

Gelegentliche Abweichungen kann man nicht als gefährlich benennen. Doch wenn es regelmäßig vorkommt, schon.

Kann die Disposition zum Schlaganfall vererbt werden?

Die zu einem möglichen Schlaganfall führenden Faktoren können geerbt werden. Zum Beispiel die genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen, die zu einer schnellen Atherosklerose führen. Oder der Lebensstil (Rauchen, Bewegungsmangel) und Essgewohnheiten (tierische Fette) können von der vorherigen Generation übernommen werden.

Was wird in der Vorsorgeuntersuchung im Falle einer Neigung zu einem Schlaganfall festgestellt und mit welchen anschließenden Maßnahmen muss man rechnen?

Im Rahmen der Vorsorgediagnostik können zuerst die Risikofaktoren eines Schlaganfalls abgeklärt und ggf. gezielt behandelt werden. Die moderne Radiologie denkt übergreifend, somit ist ein Upgrade der Diagnostik immer möglich. Wenn zum Beispiel die Erstdiagnose der Hypercholesterinämie oder des Diabetes mellitus festgestellt werden kann, können wir ab sofort die notwendigen nicht medikamentösen und medikamentösen Maßnahmen ansetzen.
Wichtig ist eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern, ob Ablagerungen (Verkalkungen) vorhanden sind. Weiterhin ist eine kardiologische Untersuchung zum Ausschluss einer Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern) wichtig. Sie ermöglicht nämlich die Bildung von Blutgerinnsel im Herz, die dann ins Gehirn fließen können.
Die angiographische Darstellung der Arterien im Gehirn (Magnetresonanztomographie mit Angiographie) ist nicht entbehrlich.

Hat ein Schlaganfall ausschließlich mit einem ungesunden Lebensstil zu tun?

Nicht ganz, aber der ungesunde Lebensstil sowie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Verzehr von Drogen und Übergewicht spielen dabei eine sehr große Rolle.

Sind zerstörte Gehirnzellen für immer verloren?

Leider ja. Es kommt aber sofort eine gute Nachricht – das menschliche Nervensystem insbesondere das Gehirn hat eine sehr große Plastizität. Das bedeutet, dass die Funktionen des zerstörten Gebietes von anderen Gebieten langsam übernommen werden können. So kann ein Schlaganfall-Patient erneut gehen lernen oder sprechen lernen. Diese ausgefallenen Funktionen zu ersetzen, ist die Aufgabe der Neurorehabilitation. Auch hier gilt – die frühzeitige Diagnose und Behandlung rettet Nervenzellen und gibt den Patienten damit mehr Chancen, sich wieder aufzubauen.

Was gibt es für Maßnahmen nach einem überlebten Schlaganfall?

Es gibt Leitlinien, die die notwendigen Maßnahmen in einem solchen Fall festlegen. Diese Maßnahmen benennen wir sekundäre Prävention. Die Verhinderung eines zweiten Ereignisses beinhaltet eine nicht-medikamentöse und natürlich medikamentöse Behandlung, die die Blutversorgung des Gehirns sichern und die vorliegenden Risikofaktoren im Griff haben.

Und – steht dann der Nächste schon auf dem Programm?

Man muss leider damit rechnen, dass das Risiko eines Schlaganfalls nach einem Schlaganfall deutlich erhöht ist. Vor allem dann, wenn die erforderlichen Lebensstilveränderungen nicht umgesetzt und die beeinflussbaren Risikofaktoren nicht beseitigt werden können. Letztendlich sind wir selbst für unsere Gesundheit verantwortlich. Oder?